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Ökumenischer Seniorennachmittag: Der Wert der Vergebung

Ökumenischer Seniorennachmittag: Der Wert der Vergebung
Referentin Noa Zenger stellte ihre Ausführungen unter das Leitwort "Kraft der Versöhnung".

Die Referentin Noa Zenger ist reformierte Pfarrerin und arbeitet jetzt als geistliche Begleiterin im Lassalle-Haus in Edlibach/ZG. Ihre Ausführungen stellte sie unter das Leitwort «Die Kraft der Versöhnung», machte aber sofort klar, dass es keine festen Rezepte gibt, sondern dass es ein individueller Weg sein wird. Anschaulich erzählte sie von ihren persönlichen Erfahrungen mit ihrer Mutter, die unter langer Krankheit zu leiden hatte.  Damit belastete sie die jugendliche Tochter, die dadurch mit Schwermut und im Studium mit Schuldgefühlen zu kämpfen hatte. Sie kam sich vor wie ein Vogel mit gestutzten Flügeln. Beharrlich arbeitete sie ihre Probleme auf, es kamen heftige Gefühle auf mit vielen Tränen und auch einer Wut gegen Gott. In dieser Phase nahm sie den Rat ihres Begleiters an: Alles zulassen. Dadurch löste sich die Verhärtung, die eigene Verbitterung konnte aufgebrochen werden, weil sie ihren eigenen Teil erkannt hatte. Bei einer Wanderung mit der Mutter kam es zu einer Versöhnung, die Tochter konnte dann die Vorwürfe gegen die Mutter loslassen.                                                                                                                         

Was führt zur Versöhnung?

Beim ersten Schritt gilt es, das eigene Fundament zu entdecken: Was trägt mich? Es ist das Ja des Lebens, das uns in der Taufe geschenkt worden ist. Darum darf alles sein, was auftritt. Dann ist Versöhnung möglich da, wo wir verletzt wurden und wo wir andere verletzt haben. Der zweite Schritt führt zum Vergeben: Was ich an Unfrieden mit mir trage, belastet mich. Der Mensch ist mit dieser Einsicht bereit, die Opferrolle aufzugeben, den eigenen Anteil der Schuld zu sehen und dem Schuldner zu vergeben. Und wenn Versöhnung nicht möglich ist, dann kann der Mensch auch einseitig vergeben und annehmen, dass es so ist, auch wenn es nicht ideal ist. So kann eine Friedenskultur im Alltag entstehen, die von der Einsicht ausgeht: Wir alle können zur Versöhnung beitragen, weil wir alle auf Vergebung angewiesen sind. Die ehrlichen und tiefen Gedanken von Noa Zenger haben alle, die am Seniorennachmittag teilgenommen haben, berührt und nachdenklich gemacht. Und in der eigenen Besinnung werden wir sicher mitgenommen haben, welchen grossen Wert Versöhnen und Vergeben im menschlichen Leben immer haben wird.

Matthias Rupper

Beitrag erstellt: 21. März 2022