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Geschichte

Christliches Leben in Arbon

Ein Streifzug durch die Jahrhunderte

Vielleicht ist es die schöne Lage, vielleicht sind es die damaligen günstigen militärischen Gegebenheiten oder es sind die Menschen… es gibt sicher viele Gründe, warum Arbon über die Jahrhunderte hinweg die Menschen anzog. Eng mit der Geschichte dieser Stadt ist auch die Geschichte des Christentums verzahnt, das in früher Zeit schon Fuss gefasst hatte. Aus diesem Grund lohnt sich ein kurzer Blick in die lange Geschichte christlichen Lebens und der späteren Pfarrei Arbon. Die hier aufgeführten Etappen sind ledigliche kurze Spotlights auf so manche geschichtliche und in jüngeren Jahren auch bauhistorische Begebenheiten. Wer mehr erfahren will, findet zum einen einige Vorträge von Hans Geisser, welche einen vertieften geschichtlichen Eindruck geben. Ansonsten sei auf die entsprechende Literatur und das Museum in Arbon verwiesen. 


Die ersten Jahrhunderte

Bereits im 3. Jh. entstand auf dem Gebiet der heutigen Kirche und des Schlosses das römische Kastell "Arbor Felix". Historische Funde zeugen von einem hohen Lebensstandard der damals hier ansässigen Römer. Besonders bemerkenswert das römische Bad mit Boden- und Wandheizung, das sich unter der heutigen Pfarrkirche befand. Schon damals gab es eine christliche Gemeinschaft, die in Arbon Gottesdienste feierte. Diese überdauerte auch den Rückzug der Römer um 420 und das erstarken der Alemannen und keltischen Helvetier. So kann man sagen, dass Arbon seit dem 3. Jh. eine durchgehende christliche Gemeinde beherbergte.


Hl. Gallus

Um 610 (zweite christliche Blütezeit) wirken zwei der bekanntesten iroschottischen Missionare im Bodenseeraum. Abt Kolumban zieht mit seinen Gefährten, unter ihnen auch der Hl. Gallus, in das Kastall Arbon ein. Sie finden bei ihrer Ankunft eine Kirche mit einem Priester namens Willimar vor. Zwei Jahre später kehrt Gallus allein und leberkrank nach Arbon zurück. Er wird von Willimars Klerikern gesundgepflegt. Von hier aus erkundet er die Gegend und findet einen geeigneten Ort für den Bau einer Einsiedlerkapelle. Dort bleibt ihr und es ensteht eine kleine Gemeinschaft.


Hl. Otmar

Im Jahr 719 tritt ein für die Region ebenfalls wichtiger Heiliger auf den Plan. Der Heilige Otmar tritt in die Fussstapfen von Gallus. Otmar stammt aus der Grosspfarrei Arbon, die neben Roggwil noch weitere Pfarreien umfasste. Ihn zieht es nach ebenfalls richtung St. Gallen. Dort, wo zuvor der Hl. Gallus seine Einsiedelei stand, beginnt Otmar zu wirken. Er gründet dort das heutige Kloster St. Gallen. 


14./15. Jahrhundert

Im 14. Jahrhundert umfasst die Grosspfarrei neben Arbon selbst auch einen Teil von Goldach, Untereggen, Mörschwil, Häggenschwil, Roggwil und Egnach. Neben der Hauptkirche gab es damals noch drei Kapellen in Arbon:
• die Galluskapelle, rechts neben der St. Martinskirche
• die spätere Johanneskapelle (1491), in der Altstadt das "Chappeli"
• die Kapelle beim Siechenhaus an der Landquartstrasse (1436, ca. 1830 abgebrochen)

1490 wird bereits der spätgotische Chor der Pfarrkirche Arbon erneuert.

1532 muss  auf Druck von St. Galler Pfarreien wieder ein katholischer Pfarrer angestellt werden. Die Katholiken müssen ihren Gottesdienst im Sommer vor 8 Uhr, im Winter von 9 Uhr beendet haben. Die Stadtämter werden unter beiden Konfessionen gleichmässig verteilt.  Bis 1924, beinahe vier Jahrhunderte, diente die Martinskirche beiden Konfessionen als Gotteshaus. Trotz gelegentlicher Streitigkeiten verlief das Zusammenleben zwischen der kleinen katholischen Gemeinde und der grossen evangelischen Mehrheit friedlich.


17./18. Jahrhundert

Das Ende des 17. Jh. wird überschattet von grossen Problemen. Die Pest wütet, Missernten lassen die Menschen (ver-)hungern und auch der Dreissigjährige Krieg hinterlässt Spuren der Verwüstung. Vor allem die Sterblichkeit steigt enorm an. So ist es nötig, 1682 neben dem heutigen "Gasthof Frohsinn" einen zweiten Friedhof einzurichten. 

Im Jahr 1790 wird die St. Martinskirche Arbon in ihrer heutigen Form auf den Mauern des römischen Kastells erbaut.
Ursprünglich sollte auch der prächtige spätgotische Chor abgebrochen und vergrössert werden. Die streitbaren Evangelischen von Egnach und Roggwil verhinderten dies jedoch, weil sie sich weigerten, Land von ihrem Teil des Friedhofs abzutreten.

Im Jahr 1798 endet mit dem Einmarsch der Franzosen die tausendjährige bischöfliche Oberherrschaft. Katholisch Arbon verbleibt aber vorerst beim Bistum Konstanz. Das Volk leidet unter der jahrelangen Einquartierung und Verköstigung der fremden Besatzungstruppen.


19. Jahrhundert

Papst Pius VII. trennt im Jahr 1814 die schweizerischen Gebiete vom Bistum Konstanz. Aber erst 1829 wird der Thurgau - und somit Arbon - Teil des Bistums Basel.

Das Jahr 1833 markiert auf ökumenischer Ebene einen wichtigen Punkt. So erwirkt Dekan Jakob Josef König zusammen mit seinem evangelischen Amtskollegen Thomas Bornhauser die Aufhebung der konfessionell getrennten Schule. Im gleichen Jahr gründen sie zusammen die Sekundarschule Arbon.

Im Jahr 1873 trennen sich die Katholiken von Obersteinach, Egnach, Steinebrunn, Dottenwil, Häggenschwil und Lengwil von der Mutterpfarrei Arbon und werden selbständig.

1899 entsteht der heutige Friedhof in den "Neusätz" (heute Rebenstrasse).


20. Jahrhundert

Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts gibt es einige Veränderungen. Bereits 1902 wird das "Rothe Haus" direkt gegenüber der Pfarrkirche zum neuen Pfarrhaus. Und fünf Jahre später, 1907, wird die neue Friedhofskapelle gebaut. 

Im 1910 verlässt auch Horn die Mutterpfarrei Arbon und wird selbständig.

1924 markiert einen grossen Wendepunkt der beiden in Arbon ansässigen Konfessionen. Denn Dank grosszügiger Spenden von Seiten des Arboner Industriellen Adolph Saurer gelingt die Ablösung von der evangelischen Kirchgemeinde, welche auf dem "Bergli" ein neues Gotteshaus bezieht. Die Martinskirche mit der Galluskapelle gehört von nun an den Arboner Katholiken allein.

Die weiteren Jahre sind geprägt von Bautätigkeiten. So entsteht im Jahr 1937 das Vereinshaus in Arbon und 1963 erhält Roggwil mit der St. Otmarskirche ein eigenes Gotteshaus. Ein paar Jahre später (1979) wird mit dem Kauf und dem späteren Umbau der "Alten Apotheke" der Weg frei für das neue Pfarreizentrum, welches 1994 feierlich eingeweiht wird. Im Jahr 1986 wird eine Innenrenovation der Kirche St. Martin nötig und 1993/94 werden das Rothe Haus (neu Mesmerwohnung) und die Alte Apotheke (neu Pfarrhaus) renoviert, das Vereinshaus wird umgebaut und erweitert und heisst von da an Pfarreizentrum St. Martin. Am Ende des 20. Jh. wird schliesslich der Kirchturm renoviert.


21. Jahrhundert

Auch im neuen Jahrtausend wird viel um- und neugebaut. So entsteht 2003 in Roggwil der neue Pavillon direkt neben der Kirche als Möglichkeit für Apéros und kleinere Veranstaltungen. Im Jahr 2005 muss die Galluskapelle renoviert und 2009/10 die Umgebungsmauer des Kirchenbezirks saniert werden. Drei Jahre später (2013-15) steht eine Innenrenovation der Martinskirche an, bei der die Orgel revidiert und ergänzt wird. Auch die Aussensanierung wird verbunden mit Umgebungsanpassungen in Angriff genommen. 2017 wird die Otmarskirche in Roggwil renoviert, 2018 im Rothen Haus in Arbon die Wohnung im Erdgeschoss und der Keller. Ein Jahr später wird das Pfarrhaus (Alte Apotheke) samt Sekretariat renoviert und umgebaut. 2021 entsteht auf dem Dach des Pavillons Roggwil eine Photovoltaikanlage. 

Ebenfalls 2021 beginnt für die Pfarrei Arbon wieder ein neuer pfarreilicher Abschnitt. Im September wird Arbon Teil des Pastoralraums Oberthurgau, welcher neben Arbon/Roggwil auch Steinebrunn, Horn, Amriswil, Hagenwil, Sommeri und Romanshorn umfasst. Zwar bleiben alle Pfarreien selbständig, allerdings nähern sich durch die neue Organisation wieder einige Pfarreien aneinander an, die ursprünglich zur Grosspfarrei Arbon gehörten. 

Quellen:
Katholisches Pfarr- und Kirchgemeindearchiv, Arbon
Kunst- und Kulturführer "Kirchen und Kapellen in Arbon"
"Geschichten erzählen Geschichte" von Hans Geisser, Museumsgesellschaft Arbon